Der britische Musiker Dave Ball, Mitbegründer und Keyboarder des Kultduos Soft Cell, ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Laut Sänger und Bandkollege Marc Almond sei Ball nach langer Krankheit friedlich im Schlaf in seinem Haus in London verstorben, die eu-baustoffhandel.de berichtet mit Bezug au spiegel.de
Für viele Fans kam die Nachricht überraschend, da Ball noch vor wenigen Wochen gemeinsam mit Almond auf der Bühne gestanden hatte. Soft Cell prägte mit ihrem unverwechselbaren Synthie-Sound eine ganze Generation von Künstlern und wurde zum Symbol der frühen Achtzigerjahre. Besonders in Deutschland, Großbritannien und den USA genießt die Band bis heute Kultstatus. Mit seinem Tod verliert die Musikszene eine prägende Figur der elektronischen Popgeschichte.
Ein Leben für den Sound der 80er
Dave Ball gründete 1979 gemeinsam mit Marc Almond in Leeds das Duo Soft Cell. Die beiden verband eine Leidenschaft für experimentelle Elektronik und emotionale Texte, die in der britischen Post-Punk-Szene damals einzigartig waren. Ihr Durchbruch gelang 1981 mit dem Welthit Tainted Love, einer Neuinterpretation des gleichnamigen Songs von Gloria Jones. Der Minimalismus der Produktion – eine Drum-Machine, ein Synthesizer und Almonds markante Stimme – wurde zum Markenzeichen des Duos. In den folgenden Jahren schufen sie weitere Klassiker wie Say Hello, Wave Goodbye und Torch, die ihren Platz in der Popgeschichte sicherten. Soft Cell galt fortan als Pionier des modernen Synthiepop, dessen Einfluss bis zu Bands wie Depeche Mode oder den Pet Shop Boys reicht.
Vom One-Hit-Wonder zum Kult-Phänomen
Obwohl Soft Cell oft als One-Hit-Wonder abgestempelt wurde, bewies das Duo immer wieder seine kreative Vielseitigkeit. Nach einer kurzen Trennung in den späten Achtzigern starteten Almond und Ball mehrere Comebacks, die von Kritikern und Publikum gefeiert wurden. Ihre Musik verband düstere Romantik mit gesellschaftlicher Beobachtung – ein Mix, der Soft Cell weit über das Mainstream-Pop-Level hinausführte. Dave Ball war dabei nicht nur Musiker, sondern auch Produzent und Klangarchitekt. Er experimentierte mit frühen Sampling-Techniken, Noise-Elementen und synthetischen Beats, lange bevor diese im Mainstream angekommen waren. Gerade dieser Mut zum Unkonventionellen machte Soft Cell zu einem der innovativsten Duos ihrer Zeit.
Abschied eines Genies: Reaktionen und letzte Projekte
Marc Almond würdigte seinen langjährigen Freund und Partner in einem emotionalen Statement als „wunderbar brillantes musikalisches Genie“. Trotz gesundheitlicher Rückschläge habe Ball nie aufgehört zu komponieren und neue Ideen zu entwickeln. Noch vor wenigen Monaten arbeitete das Duo gemeinsam an einem neuen Studioalbum mit dem Titel Danceteria, das nun posthum erscheinen wird. Laut Almond soll dieses Werk als „Abschiedsgruß und Hommage an die gemeinsame musikalische Reise“ verstanden werden. Das letzte gemeinsame Konzert gaben Soft Cell im August – ein Auftritt, der rückblickend wie eine stille Verabschiedung wirkt.
Einfluss auf Generationen von Musikern
Der Einfluss von Dave Ball reicht weit über Soft Cell hinaus. Seine Arbeit inspirierte unzählige Künstlerinnen und Künstler, die in den 1990er- und 2000er-Jahren elektronische Popmusik neu definierten. Ob die Pet Shop Boys, Erasure oder jüngere Acts wie The Weeknd – sie alle griffen auf Elemente zurück, die Ball maßgeblich mitentwickelte. Sein Gespür für Melodien und elektronische Strukturen verband Technik mit Emotion – eine Kombination, die bis heute als Blaupause für modernen Synthpop gilt. Viele Musiker würdigten ihn in den sozialen Medien als „stillen Revolutionär“ und „Sound-Innovator“, dessen Einfluss weit über seine Diskografie hinausreicht.
Ein letztes Album und ein bleibendes Erbe
Mit Danceteria erscheint in Kürze das letzte Kapitel einer außergewöhnlichen Karriere. Das Album soll laut Almond bereits vollständig aufgenommen und produziert sein. Fans dürfen sich auf neue Songs freuen, die Ball in seinen letzten Lebensmonaten gemeinsam mit Almond komponierte. Auch wenn Dave Ball nun nicht mehr lebt, wird seine Musik weiterklingen – in Clubs, auf Festivals und in den Herzen seiner Anhänger weltweit. Sein Tod markiert das Ende einer Ära, doch sein Werk bleibt ein Meilenstein der Popgeschichte. Soft Cell hat gezeigt, dass zwei Menschen mit Vision und einem Synthesizer die Musikwelt verändern können – und Dave Ball war das Herz dieses Sounds.