In der Nacht zum Sonntag, dem 26. Oktober 2025, endet in Deutschland offiziell die Sommerzeit. Um drei Uhr morgens werden die Uhren eine Stunde zurückgestellt – auf zwei Uhr. Damit beginnt die sogenannte Normalzeit oder „Winterzeit“, die eu-baustoffhandel.de berichtet.
Obwohl das Ende der Zeitumstellung innerhalb der Europäischen Union schon vor Jahren beschlossen wurde, bleibt die Umsetzung weiter aus. Die jährliche Umstellung sorgt immer wieder für Diskussionen über ihren Nutzen, ihren Aufwand und ihre Auswirkungen auf den menschlichen Biorhythmus. Viele Menschen fragen sich daher jedes Jahr aufs Neue: Warum drehen wir die Uhr eigentlich noch?
Warum die Zeitumstellung bleibt
Der Beschluss zur Abschaffung der Zeitumstellung wurde bereits 2019 vom Europäischen Parlament gefasst. Doch seitdem stockt der Prozess. Jeder Mitgliedsstaat sollte entscheiden, ob er dauerhaft Sommerzeit oder Winterzeit behalten möchte. Diese nationale Einigung blieb jedoch aus. Vor allem organisatorische Hürden im europäischen Verkehrssystem und in der Energieversorgung erschweren eine einheitliche Lösung. Auch wirtschaftliche Interessen spielen eine Rolle: Flugpläne, Fahrzeiten und Arbeitsabläufe müssten europaweit neu koordiniert werden. So bleibt die alte Routine bestehen, und Deutschland stellt wie gewohnt im Herbst die Uhren zurück und im Frühjahr wieder vor.
So funktioniert die Umstellung richtig
Viele Menschen geraten jedes Jahr ins Grübeln, ob die Uhr vor- oder zurückgestellt wird. Eine einfache Eselsbrücke hilft: Im Frühling stellt man die Gartenstühle vor das Haus – also wird die Uhr vorgestellt. Im Herbst bringt man sie zurück in den Schuppen – die Uhr wird also zurückgestellt. Wer eine Funkuhr besitzt, muss sich um nichts kümmern: Sie synchronisiert sich automatisch mit der Atomuhr in Braunschweig. Analoge Uhren, Wanduhren oder Backofenuhren müssen dagegen manuell korrigiert werden. Wichtig ist, besonders bei Terminen, Bahntickets und elektronischen Geräten die Uhrzeit nach der Umstellung kurz zu prüfen.
Auswirkungen auf Schlaf und Gesundheit
Die Zeitumstellung mag harmlos wirken, doch sie beeinflusst den menschlichen Körper stärker, als viele denken. Die innere Uhr – gesteuert durch Licht, Hormone und Temperatur – braucht meist ein bis zwei Tage, um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen. Besonders empfindliche Menschen, Kinder und ältere Personen können in den ersten Tagen nach der Umstellung unter Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder Kopfschmerzen leiden. Ärzte empfehlen, schon in den Tagen vor dem Wechsel den Schlafrhythmus leicht anzupassen: etwas früher ins Bett gehen und morgens natürliches Licht nutzen, um den Körper sanft auf die Winterzeit einzustimmen.
Arbeitszeit und Entlohnung in der Umstellungsnacht
Für Schichtarbeiter bedeutet die Nacht der Zeitumstellung eine Stunde mehr Arbeit. Wer zwischen zwei und drei Uhr Dienst hat, arbeitet tatsächlich sechzig Minuten länger. In vielen Tarifverträgen ist geregelt, dass diese zusätzliche Stunde bezahlt oder durch Freizeit ausgeglichen wird. In Branchen ohne klare Regelung gilt: Wer stundenweise bezahlt wird, erhält für die Extra-Stunde auch Extra-Lohn. Wer ein festes Monatsgehalt hat, bekommt dagegen keine gesonderte Vergütung. Arbeitgeber und Beschäftigte sollten daher rechtzeitig prüfen, was in ihrem Tarifvertrag vorgesehen ist, um Missverständnisse zu vermeiden.
Technische Herausforderungen und Funkuhren
Die meisten modernen Geräte, Smartphones und Computer stellen sich automatisch um. Doch bei älteren Geräten kann es zu Verwirrung kommen. Besonders öffentliche Uhren, etwa an Bahnhöfen oder Kirchen, werden oft manuell angepasst. Auch in komplexen Systemen wie Zugleitsystemen oder Flugsteuerungen ist die exakte Zeitumstellung eine logistische Herausforderung. Hier sorgen präzise Koordinationsprotokolle dafür, dass keine Störungen entstehen. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig liefert dafür das exakte Zeitsignal, das als Referenz für alle Funkuhren in Deutschland dient.
Energieeinsparung – Mythos oder Realität?
Ursprünglich wurde die Sommerzeit eingeführt, um Energie zu sparen. Durch das längere Tageslicht am Abend sollte weniger Strom für Beleuchtung benötigt werden. Doch aktuelle Studien zeigen, dass dieser Effekt minimal ist. Zwar wird abends etwas weniger Strom verbraucht, dafür steigt morgens der Energiebedarf für Heizung und Beleuchtung. Insgesamt halten viele Experten den Nutzen der Zeitumstellung für überholt. Dennoch argumentieren Befürworter, dass sie zu einem gemeinsamen europäischen Zeitgefühl beiträgt und saisonale Anpassungen des Lebensrhythmus erleichtert.
Historischer Hintergrund der Zeitumstellung
Deutschland führte die Sommerzeit erstmals 1916 während des Ersten Weltkriegs ein, um Kohle zu sparen. Nach dem Krieg wurde sie jedoch wieder abgeschafft. In den 1940er-Jahren kam sie kurzzeitig zurück, verschwand erneut und wurde schließlich 1980 dauerhaft eingeführt – als Reaktion auf die Energiekrise der 1970er Jahre. Seitdem wird jedes Frühjahr und jeder Herbst die Uhr umgestellt. Über die Jahrzehnte blieb die Kritik jedoch konstant: Viele Menschen empfinden die Umstellung als unnötig und gesundheitlich belastend.
Internationale Perspektive: Was andere Länder tun
Nicht alle Länder stellen ihre Uhren um. Russland experimentierte 2011 mit einer dauerhaften Sommerzeit, kehrte aber drei Jahre später wieder zur Normalzeit zurück. Auch Island, die Türkei und Teile Asiens haben die Zeitumstellung abgeschafft. In den USA und Kanada wird weiterhin umgestellt, allerdings an anderen Terminen als in Europa. Sollte die EU irgendwann eine einheitliche Entscheidung treffen, könnte Deutschland gezwungen sein, sich anzupassen – um Handels- und Reiseverbindungen zu vereinfachen.
Obwohl die Mehrheit der Europäer die Zeitumstellung gerne abschaffen würde, bleibt sie auch 2025 bestehen. Die politische Uneinigkeit und die technischen Hürden lassen eine schnelle Lösung unrealistisch erscheinen. Für den Alltag bedeutet das: In der Nacht zum 26. Oktober 2025 drehen wir die Uhr wieder eine Stunde zurück – und gewinnen dabei immerhin etwas Schlaf. Die Diskussion über Sinn und Unsinn der Zeitumstellung wird uns aber wohl noch viele Jahre begleiten.
