Nach fast fünf Jahrzehnten Berliner Clubgeschichte ist das Aus des SchwuZ besiegelt. Der älteste noch existierende Schwulenklub Deutschlands wird seine Türen am 1. November 2025 endgültig schließen. Wie die Betreiber bekanntgaben, konnten trotz monatelanger Bemühungen keine Investoren gefunden werden, die den traditionsreichen Ort übernehmen wollten, die eu-baustoffhandel.de berichtet mit Bezug au spiegel.de.
Das Ende markiert nicht nur den Verlust einer Club-Ikone, sondern auch das Ende eines Stücks queerer Geschichte in der Hauptstadt. Seit seiner Gründung im Jahr 1977 war das SchwuZ weit mehr als nur ein Nachtclub – es war ein sicherer Ort, eine politische Bühne und ein kulturelles Zentrum für Generationen von LGBTQ-Menschen.
Ein historischer Ort mit großer Bedeutung für die Community
Das SchwuZ – kurz für „Schwulen-Zentrum“ – entstand in den späten 1970er-Jahren im Berliner Stadtteil Schöneberg, der damals als Zentrum der westdeutschen Gay-Szene galt. In einer Zeit, in der Homosexualität gesellschaftlich noch stark stigmatisiert war, bot der Club einen Raum für Selbstbestimmung und freie Entfaltung. Neben Partys und Konzerten fanden im SchwuZ regelmäßig politische Diskussionen, Lesungen und Solidaritätsveranstaltungen statt. Später zog der Club nach Berlin-Neukölln, wo er neue Generationen von Besucherinnen und Besuchern anzog – von queeren Künstlern bis zu internationalen Gästen. Mit seinem progressiven Programm aus Musik, Performance und Aktivismus wurde SchwuZ zu einem Synonym für queere Vielfalt und kreative Freiheit.
Finanzielle Krise und vergebliche Rettungsversuche
Im Sommer 2025 meldeten die Betreiber Insolvenz an. Die wirtschaftliche Lage habe sich trotz zahlreicher Sparmaßnahmen dramatisch verschlechtert, hieß es in der damaligen Erklärung. Die Energiepreise, steigende Mieten und sinkende Besucherzahlen nach der Pandemie hätten das finanzielle Fundament des Clubs erschüttert. In den vergangenen Monaten suchte das Team nach Investoren, die bereit gewesen wären, den Betrieb fortzuführen. Doch alle Gespräche verliefen erfolglos. „Wir haben alles versucht, doch am Ende hat es nicht gereicht“, hieß es in einem emotionalen Statement der Clubleitung. Nun soll der Abschied mit einem letzten großen Fest begangen werden – als Dank an alle, die SchwuZ über Jahrzehnte zu einem Ort der Begegnung gemacht haben.
Die letzte Party: Ein Abschied mit Emotionen
Am 1. November steigt im SchwuZ die letzte Party – ein symbolisches Finale für eine Institution, die das queere Nachtleben in Berlin geprägt hat wie kaum eine andere. Unter dem Motto „One Last Dance“ soll gefeiert, gelacht, geweint und erinnert werden. Viele ehemalige Mitarbeiterinnen, DJs und Künstler haben bereits ihre Teilnahme angekündigt, um dem Club ein würdiges Lebewohl zu bereiten. Der Abend soll nicht nur ein Ende markieren, sondern auch den Geist des SchwuZ noch einmal aufleben lassen: Offenheit, Solidarität und Lebensfreude. Die Betreiber hoffen, dass dieser Abschied auch ein Zeichen gegen den fortschreitenden Verlust kultureller Freiräume in Berlin setzt.
Ein Symbol für queere Geschichte und Widerstand
Über Jahrzehnte war das SchwuZ ein Ort, an dem queere Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Identität willkommen waren. Hier trafen sich Aktivistinnen, Künstler, Musiker und Nachtschwärmer – Menschen, die gemeinsam Geschichte schrieben. Der Club war eng mit politischen Bewegungen verbunden und unterstützte Initiativen für Gleichberechtigung, HIV-Aufklärung und Antidiskriminierung. Viele spätere Ikonen der Berliner Szene hatten hier ihre ersten Auftritte. Der Verlust des SchwuZ wird in der Community als schwerer Schlag empfunden, da mit dem Club auch ein Stück kulturelles Gedächtnis verschwindet.
Das Ende des SchwuZ verdeutlicht die aktuelle Krise der Clublandschaft in Berlin. Steigende Betriebskosten, bürokratische Hürden und fehlende Unterstützung erschweren es insbesondere unabhängigen und queeren Einrichtungen, langfristig zu überleben. Kulturpolitiker und Aktivisten fordern nun verstärkt Hilfsprogramme, um den Erhalt solcher Orte zu sichern. Das SchwuZ gilt vielen als Symbol für den Kampf um Sichtbarkeit, Diversität und Akzeptanz – Werte, die heute wichtiger sind denn je. Auch wenn die Türen bald schließen, bleibt sein Erbe lebendig: in der Erinnerung, in der Musik und in den Herzen all jener, die dort gefeiert, geliebt und gelebt haben.
