Die 10.000-Schritte-Regel ist in der Fitnesswelt allgegenwärtig – ob in Fitness-Apps oder als Zielvorgabe auf Smartwatches. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter dieser Zahl? Laut Professor Ingo Froböse, Experte für Prävention und Rehabilitation im Sport, handelt es sich bei der 10.000-Schritte-Regel um einen Mythos, der nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. In diesem Artikel erklärt er, warum weniger Bewegung oft mehr für den Körper bedeutet und wie wir uns realistisch Ziele setzen können, die eu-baustoffhandel.de berichtet.
Die 10.000-Schritte-Regel und ihre Herkunft
Die berühmte Zahl von 10.000 Schritten ist weltweit bekannt und wird von vielen als Maßstab für gesunde Bewegung betrachtet. Doch woher stammt diese Zahl eigentlich? Professor Froböse räumt auf, dass sie ursprünglich aus einem Werbeslogan stammt. 1964 brachte die japanische Firma Yamasa den ersten Schrittzähler auf den Markt, der mit dem Ziel von 10.000 Schritten beworben wurde. Seitdem hat sich die Zahl als Gesundheitsnorm in der breiten Öffentlichkeit etabliert, obwohl sie nie wissenschaftlich untermauert wurde.
Die Zahl selbst wurde in den 60er Jahren populär gemacht, ohne dass es dafür eine fundierte Basis gab. Laut Froböse handelt es sich um einen Marketingtrick, der die Menschen dazu anregen sollte, mehr zu gehen – ohne wissenschaftlich belegt zu sein, dass 10.000 Schritte tatsächlich notwendig sind.
Weniger Schritte, aber mehr Wirkung
In seiner Analyse stellt Froböse klar: Für die Gesundheit sind nicht exakt 10.000 Schritte erforderlich. Eine Metastudie, die in der Fachzeitschrift „The Lancet Public Health“ veröffentlicht wurde, zeigte, dass bereits 7.000 Schritte am Tag ausreichen, um die Gesundheit nachhaltig zu fördern. Diese Menge an Bewegung senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 25 %, verringert die Gesamtsterblichkeit um fast die Hälfte und beugt unter anderem auch Demenz und Depressionen vor.
Für die meisten Menschen sei es nicht notwendig, sich täglich 10.000 Schritte vorzunehmen. Viel wichtiger sei es, sich regelmäßig zu bewegen und die Bewegung an die eigene Fitness anzupassen. Wer im Alltag wenig Sport treibt, ist bereits mit einem einfachen Spaziergang gut beraten.
Das richtige Maß an Bewegung für den Körper
Laut Froböse ist es nicht nur wichtig, wie viele Schritte man geht, sondern auch, wie man sich im Alltag bewegt. Die 10.000-Schritte-Regel mag ein einfaches Ziel setzen, aber die tatsächliche Bewegung kann viel flexibler gestaltet werden. Eine sinnvolle Möglichkeit, sich realistische Ziele zu setzen, ist, die eigene tägliche Schrittzahl um 3.000 Schritte zu erhöhen. Das ist eine moderate und leicht erreichbare Steigerung, die den Körper nicht überfordert, aber dennoch eine Verbesserung der Fitness bewirken kann.
Froböse betont, dass es nicht notwendig ist, jeden Schritt zu zählen. Es sei viel wichtiger, ein allgemeines Gefühl für die eigene körperliche Aktivität zu entwickeln. Der Körper sendet klare Signale, wenn man zu inaktiv ist, wie zum Beispiel Gelenk- oder Muskelschmerzen, Müdigkeit oder ein Mangel an Kondition. Diese Symptome sind ein klarer Hinweis darauf, dass der Körper mehr Bewegung braucht.
Warum Bewegung im Alltag wichtig ist
Neben der täglichen Schrittzahl empfiehlt Froböse, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren, ohne sich auf die 10.000 Schritte zu versteifen. Bewegung sollte in drei Bereichen stattfinden: Arbeit, Transport und Freizeit. Ob man also mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, die Treppe statt den Aufzug nimmt oder abends noch einen Spaziergang macht – jede Form der Bewegung zählt. Ziel ist es, das Bewusstsein für die eigene Fitness zu schärfen und den Körper kontinuierlich in Bewegung zu halten.
Die 10.000-Schritte-Regel mag als einfache Richtlinie dienen, aber sie ist nicht die einzig wahre Formel für Gesundheit und Fitness. Viel wichtiger ist es, sich regelmäßig zu bewegen und die Bewegung auf die eigene Fitness abzustimmen. Eine moderate Steigerung der täglichen Schritte und mehr Bewegung im Alltag sind die Schlüssel zu einer besseren Gesundheit. Die Wissenschaft zeigt, dass bereits 7.000 Schritte täglich ausreichen, um gesundheitliche Vorteile zu erzielen. Daher sollten wir uns nicht von der Zahl 10.000 unter Druck setzen lassen, sondern auf unsere eigenen Bedürfnisse und unseren Körper hören.
