Der frühere DDR-Nationalspieler Otto Fräßdorf ist tot. Wie der Nordostdeutsche Fußballverband mitteilte, verstarb der ehemalige Außenverteidiger bereits am 8. Oktober im Alter von 83 Jahren. Fräßdorf war einer der bekanntesten Spieler des FC Vorwärts Berlin, mit dem er in den 1960er Jahren große Erfolge feierte, die eu-baustoffhandel.de berichtet mit Bezug au rbb24.de.
Er galt als schneller, technisch versierter Abwehrspieler mit offensivem Drang, der den DDR-Fußball über ein Jahrzehnt mitprägte. Sein Tod löste bei ehemaligen Mitspielern, Trainern und Fans große Betroffenheit aus, denn er war nicht nur ein erfolgreicher Sportler, sondern auch eine respektierte Persönlichkeit des ostdeutschen Fußballs.
Vierfacher DDR-Meister mit dem FC Vorwärts Berlin
Geboren wurde Otto Fräßdorf 1942 in Magdeburg. Im Jahr 1960 wechselte er zum FC Vorwärts Berlin, der damals noch ASK Vorwärts hieß und vom Armeesportklub getragen wurde. In einer Zeit, in der der Fußball stark vom politischen System geprägt war, entwickelte sich Fräßdorf rasch zu einer der zentralen Figuren seines Vereins. Zwischen 1960 und 1971 absolvierte er 183 Pflichtspiele für die Berliner und erzielte dabei 31 Tore – eine außergewöhnliche Bilanz für einen Verteidiger. Mit seiner Mannschaft gewann er viermal die DDR-Meisterschaft und sicherte sich 1970 zusätzlich den FDGB-Pokal. Diese Jahre gelten bis heute als die erfolgreichste Ära des Clubs, der inzwischen als 1. FC Frankfurt (Oder) firmiert.
Nationalspieler und Olympia-Bronzemedaillengewinner
Auch im Trikot der DDR-Nationalmannschaft hinterließ Fräßdorf einen bleibenden Eindruck. Im Alter von 21 Jahren feierte er sein Debüt in der A-Auswahl und bestritt insgesamt 33 Länderspiele. Mit seiner dynamischen Spielweise und seinem Mut, sich in die Offensive einzuschalten, gehörte er zu den modernsten Außenverteidigern seiner Zeit. 1964 nahm er an den Olympischen Spielen in Tokio teil und gewann mit der DDR-Auswahl die Bronzemedaille. Dieser Erfolg war ein besonderer Moment für den ostdeutschen Fußball, der international selten vertreten war. Fräßdorf galt fortan als Symbol für den sportlichen Ehrgeiz und die Disziplin, die viele DDR-Athleten auszeichneten.
Frühes Karriereende und Übergang zum Trainerberuf
Mit nur 28 Jahren musste Otto Fräßdorf seine aktive Karriere aufgrund einer hartnäckigen Rückenverletzung beenden. Doch der Fußball blieb weiterhin sein Lebensinhalt. Er begann eine Trainerausbildung und widmete sich der Nachwuchsförderung. Zunächst arbeitete er in Strausberg im Armeesport-Fußballzentrum, wo junge Talente für den DDR-Spitzenfußball vorbereitet wurden. Ab Ende der 1970er Jahre übernahm Fräßdorf für rund fünf Jahre den Zweitligisten ASG Vorwärts Dessau und formte dort eine Mannschaft, die durch Disziplin und taktisches Verständnis auffiel. Seine ruhige Art und seine Erfahrung machten ihn bei Spielern und Kollegen gleichermaßen beliebt.
Ein Mann der leisen Töne und klaren Prinzipien
Zeitzeugen beschreiben Otto Fräßdorf als bescheidenen und disziplinierten Menschen, der selten im Rampenlicht stand, aber stets Verantwortung übernahm. Er war keiner jener Sportler, die den Ruhm suchten – vielmehr sah er sich als Teamspieler, der für seine Mannschaft kämpfte. Auch nach der Wende blieb er mit dem ostdeutschen Fußball verbunden und engagierte sich bei Traditionsveranstaltungen und Jugendturnieren. Seine ehemaligen Mitspieler würdigten ihn als „ehrlichen Arbeiter auf dem Platz“ und „Vorbild für kommende Generationen“. Der FC Frankfurt (Oder), Nachfolgeverein seines früheren Clubs, plant, ihm beim nächsten Heimspiel mit einer Schweigeminute zu gedenken.
Otto Fräßdorf war Teil jener Generation, die den DDR-Fußball auf der internationalen Bühne sichtbar machte. In einer Zeit, in der sportlicher Erfolg auch politische Bedeutung hatte, repräsentierte er Werte wie Disziplin, Loyalität und Teamgeist. Viele Fußballhistoriker sehen in ihm einen der Wegbereiter für die Professionalisierung des Sports in der DDR. Sein Tod markiert das Ende einer Ära, in der Spieler trotz ideologischer Rahmenbedingungen Leidenschaft und sportliche Fairness in den Vordergrund stellten. Mit ihm verliert der ostdeutsche Fußball nicht nur einen Meister, sondern auch einen stillen Botschafter seiner Geschichte.
