Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür – und mit ihr die Frage, wann und wo Winterreifen Pflicht sind. Während Deutschland eine sogenannte „situative Winterreifenpflicht“ kennt, gelten in anderen Ländern feste Zeiträume oder strengere Vorschriften. Für alle, die im Winter mit dem Auto in den Urlaub fahren, ist es entscheidend, die unterschiedlichen Regeln zu kennen, die eu-baustoffhandel.de berichtet.
Verstöße können nicht nur Bußgelder, sondern auch Probleme mit der Versicherung nach sich ziehen. Dieser Überblick erklärt, wo Winterreifen vorgeschrieben sind, welche Symbole auf den Reifen wichtig sind und welche Besonderheiten in den beliebtesten Reiseländern Europas gelten.
Winterreifenpflicht in Deutschland
In Deutschland müssen Autofahrer bei winterlichen Straßenverhältnissen mit entsprechender Bereifung unterwegs sein. Das bedeutet: Bei Schnee, Glatteis oder Schneematsch sind Winterreifen Pflicht. Gesetzlich zugelassen sind seit dem 1. Oktober 2024 nur noch Reifen mit dem Alpine-Symbol – einem Berg mit Schneeflocke. Die ältere M+S-Kennzeichnung reicht nicht mehr aus. Die gesetzliche Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 Millimeter, empfohlen werden jedoch mindestens vier Millimeter. Wer mit Sommerreifen im Winter erwischt wird, riskiert ein Bußgeld von 60 Euro, bei Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer 80 Euro. Kommt es zu einem Unfall, drohen 120 Euro und ein Punkt in Flensburg.
Diese „situative Winterreifenpflicht“ gilt nicht nur für Pkw, sondern auch für Motorräder und leichte Nutzfahrzeuge. Wichtig ist zudem, dass Reifen auf allen Achsen gleichermaßen geeignet sind. Mischbereifung kann im Ernstfall zu Problemen mit der Versicherung führen. Da die Witterungsverhältnisse in Deutschland stark schwanken, orientieren sich viele Autofahrer an der Faustregel „von Oktober bis Ostern“, um auf der sicheren Seite zu bleiben.
Länder mit situativer Winterreifenpflicht
In vielen europäischen Staaten gibt es ähnliche Regelungen wie in Deutschland. Dazu gehören Österreich, Luxemburg, Finnland, Norwegen, Rumänien, die Slowakei und Tschechien. Dort gilt ebenfalls, dass Winterreifen nur bei winterlichen Bedingungen vorgeschrieben sind. Allerdings unterscheiden sich die Details: In Österreich etwa müssen Fahrzeuge zwischen dem 1. November und dem 15. April mit Winterreifen ausgerüstet sein, wenn Schnee oder Eis auf der Fahrbahn liegt. Wer dagegen verstößt, zahlt mindestens 35 Euro, bei Gefährdung anderer können es bis zu 5000 Euro sein.
In Finnland sind Winterreifen vom 1. November bis 31. März vorgeschrieben, sobald die Straßenverhältnisse es erfordern. Die Mindestprofiltiefe beträgt drei Millimeter. Norwegen setzt auf ähnliche Regeln, allerdings werden bei Verstößen deutlich höhere Strafen verhängt. Auch in Tschechien gilt die Pflicht zwischen November und März bei entsprechender Wetterlage. In allen Ländern sind Reifen mit dem Alpine-Symbol anerkannt – ältere M+S-Reifen werden schrittweise verboten.
Länder mit festen Zeiträumen
Einige europäische Staaten haben klar definierte Zeiträume, in denen Winterreifen Pflicht sind – unabhängig vom Wetter. In Schweden, Lettland, Litauen, Estland, Bulgarien und Kroatien müssen Fahrzeuge meist zwischen November und März mit geeigneten Reifen ausgestattet sein. In Frankreich gilt die Winterreifenpflicht in Bergregionen zwischen dem 1. November und dem 31. März. Dort sind 48 Départements betroffen, vor allem in den Alpen, Pyrenäen und Vogesen. Verstöße werden mit Bußgeldern von bis zu 135 Euro geahndet.
In Italien ist die Regelung regional unterschiedlich. Im Aostatal gilt Winterausrüstungspflicht vom 15. Oktober bis 15. April, auf der Brennerautobahn A22 in Südtirol vom 15. November bis 15. April. Auch in Spanien schreiben bestimmte Bergregionen Winterreifen oder Schneeketten vor, wenn es die Witterung verlangt. Schilder entlang der Straßen weisen auf entsprechende Zonen hin.
Länder ohne allgemeine Winterreifenpflicht
In einigen europäischen Ländern gibt es keine verpflichtende Regelung, sondern lediglich Empfehlungen. Dazu zählen Belgien, Dänemark, die Niederlande, Polen und die Schweiz. Dennoch kann es auch dort Bußgelder geben, wenn wegen ungeeigneter Bereifung ein Unfall oder eine Verkehrsbehinderung entsteht. In der Schweiz etwa haften Fahrer bei Unfällen im Winter mit Sommerreifen teilweise selbst. Zudem können auf Bergstraßen Schneeketten vorgeschrieben sein, was durch Verkehrsschilder angezeigt wird.
In Großbritannien und Irland wird das Fahren mit Winterreifen nicht gesetzlich verlangt, ist aber insbesondere in höheren Lagen dringend empfohlen. Reisende sollten hier stets die aktuelle Wetterlage im Blick behalten und gegebenenfalls Schneeketten mitführen.
Worauf Autofahrer zusätzlich achten sollten
Neben der Pflicht selbst spielt die Profiltiefe der Reifen eine wichtige Rolle. In vielen Ländern beträgt die gesetzliche Mindestprofiltiefe drei Millimeter, in Österreich, Kroatien und Tschechien sogar vier Millimeter. Reifen mit weniger Profil verlieren ihre Haftung auf nasser oder verschneiter Fahrbahn deutlich schneller. Ebenso wichtig ist das Alter der Reifen – sie sollten nicht älter als sechs Jahre sein, da das Gummi mit der Zeit verhärtet.
Auch Versicherungen prüfen im Schadensfall, ob geeignete Reifen verwendet wurden. Wer bei winterlichen Bedingungen mit Sommerreifen fährt, riskiert eine Kürzung oder den Verlust des Versicherungsschutzes. Deshalb sollten Autofahrer vor Reisen ins Ausland stets prüfen, ob ihr Fahrzeug den jeweiligen Landesvorschriften entspricht. Eine gute Vorbereitung kann teure Bußgelder und unangenehme Überraschungen vermeiden.
Die Winterreifenpflicht in Europa ist alles andere als einheitlich. Während in Deutschland und vielen Nachbarländern eine situative Pflicht gilt, setzen Staaten wie Schweden, Finnland oder Österreich auf feste Zeiträume. Wer in den Wintermonaten mit dem Auto unterwegs ist, sollte sich rechtzeitig informieren und die Reifen prüfen. Neben der Verkehrssicherheit spielt auch die Versicherung eine wichtige Rolle – falsche Bereifung kann im Ernstfall teuer werden. Ein kurzer Check vor der Reise sorgt nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch für einen stressfreien Start in den Winterurlaub.
